Zwei Netz­werk­ad­mi­nis­tra­to­ren unter­hal­ten sich, viel­leicht beim Bier, beim Fei­er­abend, egal, wo sie sich unter­hal­ten, die bei­den arbei­ten in unter­schied­li­chen Fir­men und haben unter­schied­li­che Ansichten:

Heu­te war es mal wie­der so weit. Die­ser blö­de Switch von <Hersteller/Typ geschwärzt> in der 4. Eta­ge bei uns in der Fir­ma ist aus­ge­fal­len. Unge­fähr ein­mal im Jahr schmiert der ab. Da kommst du auch nicht mehr mit SSH drauf. Kein Ping. Nichts. Den kriegst du nur wie­der zum Leben, indem du ihn aus- und dann einschaltest.

Komisch. Wir haben auch solch einen Switch. Der läuft völ­lig pro­blem­los. Seit Jah­ren schon. Hast du immer Updates eingespielt?

Nö.

Siehst du? Da hast du es.

Wie? Was sehe ich? Was habe ich? Hast du bei dei­nem Switch immer Updates eingespielt?

Na, klar. Der ist immer auf dem neu­es­ten Stand. Sobald ein Update vom Her­stel­ler kommt, lade ich das run­ter und spie­le es ein.

Und wie oft kom­men die Updates ?

Na, so etwa zwei bis drei mal pro Jahr.

Siehst du? Da hast du es.

Wie? Was sehe ich? Was habe ich?

Na, wenn du ein Update in den Switch ein­spielst, was pas­siert denn da am Ende? Wenn das Update drauf ist, wird der Switch neu gestar­tet. Woher willst du wis­sen, daß er pro­blem­los läuft und nicht nach einem Jahr abschmiert, wenn du ihn alle hal­be Jah­re neu startest?
Die ver­ar­schen dich doch mit ihren Updates. Die haben da ein Bug in der Firm­ware, irgend­ein Buf­fer, der ste­tig und lang­sam voll läuft, und nach einem Jahr ist Schluß, dann schmiert die Kis­te ab.
Weil sie das Pro­blem aber nicht in de Griff krie­gen, schi­cken sie dir immer Updates, damit du den Switch regel­mä­ßig neu startest.

Na, ich weiß ja nicht. Das wirkt mir jetzt ein wenig weit her­ge­holt. Aber, wenn du dort einen Buf­fero­ver­flow ver­mu­test, kannst du dich doch an den Sup­port wenden.

Witz­bold! Wenn ich mich an den Sup­port wen­de, sagen die, “Wel­che Firm­ware­ver­si­on haben Sie auf Ihrem Switch?” … “Ach nee! Upda­ten Sie erst mal, und, wenn das Pro­blem dann immer noch besteht, mel­den Sie sich wieder.”
Die wol­len mich doch nur sinn­los beschäf­ti­gen, daß ich Updates ein­spie­le, Updates ein­spie­le und Updates ein­spie­le. Und dann wol­len sie noch, daß ich Updates einspiele.
Soll das der Sinn unse­res Lebens sein? Updates einspielen?
Die wol­len dich doch nur beschäf­ti­gen, stumpf im Kopf machen, daß du brav und treu den Vor­ga­ben von denen die Updates ein­spielst und es über­haupt nicht mehr wagst, ein Wort wie “Buf­fero­ver­flow” zu sagen.

Kann es sein, daß du einen Hang zu Ver­schwö­rungs­theo­rien hast?

Was meinst du jetzt mit Ver­schwö­rungs­theo­rien? Etwa, daß die Viren alle von den Her­stel­lern von Anti­vi­rus­soft­ware pro­gram­miert wer­den? Oder daß Admi­nis­tra­to­ren den Ser­ver ein­fach mal run­ter­fah­ren und war­ten, bis sich Mit­ar­bei­ter mel­den, daß sie nicht arbei­ten kön­nen, weil der Ser­ver nicht erreich­bar ist, und sie dann den Ser­ver wie­der hoch­fah­ren und sich dafür fei­ern las­sen, wie schnell sie das Pro­blem behe­ben konnten?
Das sind doch kei­ne Ver­schwö­rungs­theo­rien, das sind Fak­ten. Und daß sich wel­che ver­schwo­ren haben, uns mit Updates zu unter­drü­cken, ist doch wohl auch offensichtlich.
Aber ich mach den Scheiß nicht mit. Nicht mit mir. Ich spiel die­se Drecks­up­dates nicht ein. Du kannst das ja machen, wenn du willst. Beu­ge dich dem Sys­tem! Du hast nur Arbeit und machst dich kaputt damit. Wenigs­tens alle hal­be Jah­re mußt du Updates in dei­nen Switch ein­spie­len. Du malochst dich dabei nieder.
Und was mache ich? Ich schal­te den Switch ein­mal im Jahr aus und an. Arbeits­zeit: drei Minu­ten. Außer­dem beglück­wün­schen mich die Mit­ar­bei­ter, die wegen des aus­ge­fal­len Swit­ches kein Inter­net hat­ten, dafür, wie schnell ich das Pro­blem behe­ben konnte.

Mei­ne Mit­ar­bei­ter beschwe­ren sich nicht. Bei denen gibt es auch nie einen Inter­net­aus­fall, weil ich den Switch näm­lich immer aktu­ell hal­te. Da läuft immer alles rund. Und die Updates spie­le ich abends ein, wenn kei­ner mehr arbei­tet, wegen der Down­ti­me, die beim Neu­start entsteht.

Ja, mach doch. Sitz in dei­nem Käm­mer­chen und spiel Updates ein und Updates und noch mehr Updates. Und dann spiel wie­der Updates ein. Wenn das Inter­net nie aus­fällt, wis­sen dei­ne Mit­ar­bei­ter wahr­schein­lich nicht mal wie du heißt. Du wirst nie der Held sein, der alles wie­der repa­riert hat. Du bist eine Nicht­per­son, die nur Updates ein­spielt und Updates ein­spielt und noch mal Updates ein­spielt. Und nie­mand weiß oder wür­digt, was du da tust.
Du bist ein Knecht der Update-Diktatur.